Markt für Schrottimmobilien - nicht nur in Leipzig

Stand: 23.08.2010

In einer aufsehend erregenden Pressemitteilung, die sogar von der Bild Zeitung übernommen wurde, weist die Berliner Anlegerschutzkanzlei Resch Rechtsanwälte auf Fehlentwicklungen auf dem Immobilienmarkt in Leipzig hin. In keiner anderen Stadt sei die Diskrepanz zwischen dem provisionsgetriebenen Grauen Kapitalmarkt und dem wirklichen Immobilienmarkt so groß, wie in Leipzig.

Dem kam man uneingeschränkt zustimmen. In der Tat gibt es dort einen Immobilienmarkt, der völlig aus dem Gleichgewicht geraten ist. Während in normal funktionierenden Märkten eine Preisbildung bei Eigentumswohnungen –je nach Lage- von dem zehn- bis vierzehnfachen der Jahresnettomiete üblich ist, haben sich in Leipzig Preise herausgebildet, die oft bis zum vierzigfachen der Jahresnettomiete hoch geklettert sind. Ganz offenkundig eine Immobilienblase, die durch die Mieterträge nicht annährend gerechtfertigt ist. Aber der Vorwurf von Resch greift zu kurz.

Dieses Phänomen des Sondermarktes trifft nicht nur Leipzig, einer Stadt die immerhin wie kaum eine andere in den neuen Bundesländern für wirtschaftliche Dynamik steht. Noch krasser scheint das Auseinanderfallen in Chemnitz zu sein. Dort sind die provisionsgetriebenen Erstverkaufspreise auf dem Grauen Immobilienkapitalmarkt ebenso hoch wie in Leipzig - bei stetig abnehmender Bevölkerung.

Ähnliche Phänomene wie in Leipzig findet man aber auch in Magdeburg und in Teilen von Dresden und sogar in der echten Boomstadt Berlin. Der Hintergrund ist gleich.

Die Initiatoren erstehen ganze Immobilienkomplexe. Mit Hilfe von unseriösen Vertriebsorganisationen werden diese Immobilien dann als Steuersparobjekte an Klein- und Mittelverdiener verkauft. Denen wird erzählt, dass sich das Ganze durch die steuerlichen Vergünstigungen und Mieteinnahmen praktisch von alleine rechnet. Nach Ende der Spekulationsfrist, also nach 10 Jahren werde man das Objekt dann mit sattem Gewinn steuerfrei verkaufen können.

Diese Argumente sind ins „Blau hinein“ abgegeben. Regelmäßig sind die Kosten bedeutend höher als versprochen und der Verkauf nach 10 Jahren ist Illusion. Auch wir beobachten, dass häufig die Vertriebe keinerlei Spuren hinterlassen, mit denen die Falschberatung nachgewiesen werden kann.

Deswegen ist auch der von Resch geforderte Ansatz richtig, den Sondermarkt Leipzig in den Fokus zu nehmen, aber eben nicht nur diesen, sondern auch Chemnitz, Magdeburg und anderen Städten.

Die dort im Erstverkauf erzielten Preise sind unter Ertragswertgesichtspunkten nicht gerechtfertig, denn die vierzigfache Nettojahresmiete lässt sich in einem funktionierenden Markt nicht erzielen. So wird man davon ausgehen können, dass der provisionsgetriebene Graue Kapitalmarkt Wohnungen auf dem Markt plaziert, deren reeller Ertragswert gerade mal die Hälfte von dem entspricht, was der ahnungslose Erstkäufer bezahlt.

Dieses wird man nur mit einer Vielzahl von Gutachten beweisen können. Deshalb unterstützen wir die Idee von Resch Rechtsanwälte und wünschen uns, dass sich viele andere Anlegerschutzkanzleien, aber auch viele Sachverständige dieser Initiative zur Aufdeckung dieses Sondermarktes anschließen.

Wir appellieren dafür, dass die Initiative nicht nur Leipzig, sondern zumindest auch Chemnitz und Magdeburg mit umfasst.