Grüezi-Schrottimmobilien-Prozess, 16. Verhandlungstag

Stand: 18.07.2015

Grüezi-Schrottimmobilien-Prozess (16. Verhandlungstag)! – Zu viel Druck? – Katja R. will wieder schweigen!

Auch am 16. Verhandlungstag hatte sich die Schar der Verfahrensbeteiligten wieder im Schwurgerichtssaal 700 des Kriminalgerichts Moabit eingefunden.

Thematisiert wurden wieder Fragen der Anklageschrift und den Umfang der strafrechtlichen Vorwürfe. Für die Verteidiger von Roman D. scheint es hier weiter Unklarheiten zu geben und es wurden wieder Anträge gestellt. Bei weiteren Tatvorwürfen hat natürlich der Angeklagte ein Recht darauf, auch darüber informiert zu werden und darauf seine Verteidigungsstrategie auszurichten. Grundsätzlich bestünde die Möglichkeit den Tatvorwürfen in einem abgetrennten Strafverfahren nachzugehen. Dies macht allerdings keinen Sinn, wenn die gleichen Lebenssachverhalte betroffen sind. Solange hier keine Klarheit herrscht, wird Roman D. aller Voraussicht nach keine Erklärungen abgeben. Ob allerdings Unterbrechungsanträge seiner Verteidiger zielführend sind, wird sich zeigen.

Nachdem an den letzten Verhandlungstagen die Angeklagte Katja R. persönliche Erklärungen abgegeben hat und vom Gericht ausführlich befragt wurde, hat sie sich nunmehr entschlossen, vorerst wieder zu schweigen. Schon ihre Aussagen waren teilweise von starker Emotionalität geprägt. Nunmehr ist der Druck für sie wohl zu groß geworden. Über ihre Verteidigerin ließ sie erklären, dass sie zunächst keine weiteren Erklärungen mehr abgeben will und auch keine Fragen mehr beantwortet. Sie begründete dies auch mit den Reaktionen anderer Angeklagter auf ihre Aussagen. Es bleibt abzuwarten, ob und wie sich die anderen Angeklagten weiter einlassen. Auch die weiteren Zeugenaussagen werden sicher ihre Wirkung auf die Angeklagten nicht verfehlen.

Im weiteren Verlauf der Verhandlung wurde dann der Angeklagte Rene P. vom Vorsitzenden Richter der Strafkammer befragt. Auch hier ging es wieder um die Frage: wer machte was? Wie waren die Firmen strukturiert, wer hatte die Entscheidungsgewalt, wie lief der Kontakt mit der Bank? Rene P. war vorzugsweise mit der Kundengewinnung betraut und übernahm auch die Ausbildung von Mitarbeitern. Auch von ihm wurde betont, dass Marian B. der Boss des Vertriebes war und Katja R. u.a. die Provisionsabrechnungen übernahm.

Die von ihm betreuten Außendienstler sollten in den Erstgesprächen keinen Aussagen machen, dass am Ende des Verkaufsprozesses der Kauf von Immobilien stehen sollte. Erst in den späteren Verkaufsgesprächen sollten die Kunden geködert werden.

Ebenso war Rene P. auch als sog. Notarbegleiter tätig. Er brachte die Kunden zum Notar und sollte für den reibungslosen Ablauf sorgen.

Im Übrigen wurde er auch zum Verhältnis zu Marian B. und Katja R. befragt. So nutzten auch die gerichtlich bestellten Sachverständigen die Gelegenheit, mehr über die Machtverhältnisse zu erfahren und zu klären, „wer die Hosen anhatte“.

Dem Angeklagten Rene P. wurde auch vorgehalten, dass seine Aussagen bei der Kriminalpolizei umfassender und deutlicher waren und er jetzt etwas zurückruderte und Unklarheiten blieben. Aufschlussreich war dabei auch, dass der Angeklagte Rene P. einerseits sehr detailliert und faktenreich berichtete, andererseits manchmal auch nur geringe Neigung zeigte in die Details zu gehen. Die Befragung durch die Staatsanwältin war für ihn sichtlich unangenehm und er reagierte gereizt, während er gegenüber dem Vorsitzenden gleichmütig blieb. Die Befragung von Rene P. wird später fortgesetzt.

Die Sitzung wird am 20.07.2015 um 9:15 Uhr im Saal 700 fortgesetzt und wir werden weiter berichten.