Anlagebetrüger zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt!

Stand: 13.06.2012

Es ist das erste Mal, dass eine ganze Bande von Anlageberatern zu Gefängnisstrafen verurteilt wird. Kai Klug, auffälliger Kopf der wegen bandenmäßigen Betrugs verurteilten Angeklagten, ist nur ein kleiner Teil der großen Vertriebsschiene gewesen, die mit den gleichen Tricks gearbeitet hat. Und das Geschäft mit den steuerbegünstigten Immobilien läuft munter weiter.

Die Angeklagten haben uns einen umfassenden Einblick in das Innenleben eines Vertriebes gegeben. Das mag bei Kai Klug ein wenig krasser als üblich abgegangen sein. Aber die Lügen und Tricks sind die gleichen wie in anderen Vertrieben. Kai Klug gab seinen Firmen so phantasievolle Namen wie KK Royal Basement, die Steuerlupe, die Steuerschotten, Steuerleuchte.

So wurde durch die Aussagen der Angeklagten bestätigt, dass -  aus einem Call-Center - systematisch Ahnungslose angerufen werden und nach ihrer Meinung zur Steuerpolitik gefragt werden. Der „Vorabler“, so nennt die Branche diejenigen, die die Hausbesuche machen, muss den Kunden neugierig machen. Wichtig ist, dass er die Originalunterlagen (Gehaltsbescheinigung, Versicherungen etc.) mitnimmt. Das sei deshalb wichtig, weil der Kunde dann ein starkes Motiv hat, den anschließenden Termin im Büro auch tatsächlich wahrzunehmen. Allein schon, um seine Unterlagen zu sichern.

Dann haben die  „Verkäufer“ Hartmut Siebrand und Roman Navratil kaltschnäuzig ihre Menschenverachtung präsentiert. Eine Stunde brauchten sie, um den Kunden mit Lügen und falschen Versprechungen unter Ausnutzung aller psychologischen Tricks notarreif zu machen.

Hartmut Siebrand erklärte dazu: Er wundere sich ja selber, warum Menschen so leichtgläubig sind. „Sie sitzen wie ein Affe in der Tonne“ und nach einer Stunde seien sie reif. Großen Wert legte er auf die Feststellung, dass er kein Anlageberater, sondern Verkäufer sei. Er wollte damit deutlich machen, dass seine Kunst darin besteht, in einer Stunde den Kunden „abschlussreif“ zu  machen.

Dieser wusste vielfach überhaupt nicht, was ihn beim Notar erwartete. Die Angeklagten haben immer wieder ausgesagt, dass der Notar, meistens war es Marcel Eupen, genau gewusst habe, wer da zu ihm komme und dass er keineswegs, wie es die Notarordnung verlangt, das Kaufangebot bereits zwei Wochen vorher hatte.

Wer als Notar nicht mitspielte, der sei rausgeflogen. Für viele der Opfer war der Notar wiederum ein Garant dafür, dass ja alles mit rechten Dingen zugehe. Ein Geschädigter erklärte, er habe selbst während des Notartermins bei Eupen nicht gemerkt, dass er eine Wohnung kaufen würde.

Das sei auch klare Vorgabe an den Notar gewesen, dieses soweit als möglich im Nebel zu lassen, so haben die Angeklagten bestätigt.

Kai Klug und seine Bande haben für die Grüezi-Gruppe, für die Census des Horst Bogatz, aber auch für die Estavis-Gruppe, gearbeitet. Hartmut Siebrand erklärte, er sei extra von einem Stuttgarter Bauträger zu Kai Klug geschickt worden, um dessen Unternehmen mit aufzubauen.

Auch den Bauträgern, die Kai Klug bzw. seine Firmen beauftragt haben, konnte nicht entgangen sein, mit welchen Methoden er arbeitet. Gute Provisionen haben sie ihm gezahlt - zwischen 22 – 35 %, wie er erklärte.

Das war letztlich auch das Motiv. Die Täuschung der Opfer erfolgte nur deshalb, damit Kai Klug seine Provision verdienen konnte. Sie haben alle viel verdient, aber wohl noch mehr ausgegeben. Sie haben ein Leben im Luxus geführt. Dafür werden sie jetzt langjährige Freiheitsstrafen antreten.

Kai Klug meinte in seinem Schlusswort, das sei halt der Preis dafür gewesen. Das sei O.K.