Watercoin: Augen auf, beim Wasserkauf
Der Google-Eintrag von Watercoin beginnt so. “Die weltweit erste rechtskonforme Kryptowährung mit Wasserreserven. Watercoin ist positioniert, um ein weltweit führender Anbieter zu werden, der die Standards für die folgenden Bereiche setzt...” Vermutlich in Desinformation, Intransparenz und eine gewisse Skurrilität. Die Seite ist auf Englisch, mit deutschen Einsprengseln, verfasst, aber das Watercoin-Whitepaper, eine Art Businesskonzept liegt wiederum nur auf Deutsch vor, einem sehr merkwürdigen Deutsch, welches offensichtlich von keinem deutschen Muttersprachler gegengelesen und korrigiert wurde. Die Zitate sind original und bewusst nicht korrigiert. Im Impressum der Webseite steht erstaunlicherweise allein die eidgenössische Starbox KMU Gmbh aus Im Brünneli 19, in 8127 Forch, obwohl diese nur für die Zahlungen, die ausschließlich in Schweizer Franken per Paypal oder Rechnung erfolgen kann, zuständig ist.
Watercoin – Ziele und nicht beantwortete Fragen
Beabsichtigt ist laut eigener Angaben, die Schaffung einer gesetzeskonformen digitalen Währung, die durch Wasserreserven gestützt wird. Diese soll die Bereitstellung von Mitteln für die Schaffung von Initiativen für sauberes Wasser auf der ganzen Welt erleichtern. Wie dieses Ziel erreicht werden soll wird aber nicht ausreichend erklärt und lässt einen eher ratlos zurück. Bis jetzt ist die ganze Watercoin-Story weder glaubwürdig noch transparent. Der Hinweis, Watercoin verpflichte sich, neue regulatorische Compliance-Standards für digitale Währungen festzulegen, hört sich seltsam an, auch mit dem Kontext, dass man aktiv mit den globalen Regierungsbehörden zusammenarbeiten wird, um das regulatorische Risiko zu minimieren. Den wichtigsten Fragen bleibt das Konzept die Antworten schuldig: Wie will der Watercoin das Problem der ungleichen Wasserverteilung auf der Erde begegnen? Wie verhindert er, dass immer mehr Menschen von Orten angezogen werden, wo Wasser ist, bis das System auch dort kollabiert?

Watercoin und ICO – Für was steht eigentlich ICO?
ICO ist die Abkürzung von Initial Coin Offering. Dabei handelt es sich um eine unregulierte Methode des Crowdfundings für Kryptowährungen. Watercoin geht es darum, auf diese Weise den normalerweise streng regulierten Prozess der Kapitalaufnahme, wie er von Finanzinstituten, Börsen und Risikokapitalgebern vorgegeben wird zu umgehen. Beim ICO erwerben die Anleger einen Teil der neu emittierten Kryptowährung in der Hoffnung auf deren Wertsteigerung. Dabei stellt sich immer die Frage, was diese Hoffnung begründet. Dafür hat Watercoin ein Whitepaper veröffentlicht.
Das Watercoin-Whitepaper
Das Whitepaper ist auf der komplett englischsprachigen Webseite als PDF abrufbar, merkwürdigerweise auf Deutsch. Offensichtlich wollen sich die Initiatoren des Projekts auf der Webseite global geben, zielen aber auf den deutschen Anlagemarkt ab. Das Watercoin-Whitepaper zeigt viele große Bilder mit Händen, meist Kinderhänden, durch die Wasser rinnt. Es folgen ein paar Texte, in zum Teil sehr schlechtem Deutsch, mit gewagten Behauptungen zum Thema Wasser.

Das Watercoin-Whitepaper – Überblick
“Wasser ist das einzige Gut auf der Welt, das unerlässlich ist, unabhängig von der aktuellen wirtschaftlichen Situation des Planeten. Sein Eigentum wird Macht bestimmen.” und “Sich für den Kauf eines Watercoins zu entscheiden, bedeutet: an diesem einzigartigen Gut teilzuhaben, das nie erschöpft sein wird, von welchem das Leben abhängig ist, dessen Besitz essenziell für die Welt, für Regierungen und für multinationale Unternehmen ist. Wofür Nationen bereit sind, einen Krieg zu führen.” Und möchten Sie kaufen? Das ist nichts als heiße Luft, denn es wird mit vielen Worten nichts gesagt.
Das Watercoin-Whitepaper – Wissensquell
“Wussten Sie? Jeden Tag wird für die Suche nach Trinkwasser ein Arbeitsaufwand für Bohrungen von mindestens 200 Meter verschwendet. Dieser Aufwand und die verlorenen Arbeitsstunden sind ein wesentlicher Beitrag zum Wohlstand eines Drittweltlandes.” Und haben Sie es verstanden? Nein? Das macht nichts, wir auch nicht. Weiter gibt es willkürlich Zusammengestellte “Fakten” über den Wassermarkt, zahlreiche verwirrende Infografiken und solch seltsamen Behauptungen, wie “Die Regierungen beeilen sich, die Fähigkeit der Bürger einzuschränken, sich selbstständig mit Wasser zu versorgen.” Dieselben Regierung von denen Watercoin an anderer Stelle schreibt, dass mit diesen eine aktive Zusammenarbeit angestrebt wird.
Das Watercoin-Whitepaper – Partner Boris Goldstein
Boris Goldstein, angeblich Mitter der neunziger Jahre aus Lettland kommend, soll nun Direktor des Pacific Venture Fund San Francisco, Inhaber der Firma NanoGraphene Filtertechnik und Autor eines Buches über Wasser sein sowie über “eine Gruppe von 40 der weltweit führenden und feinsten Blockchain- Programmierer” verfügen.
Watercoin-Whitepaper vs. Rest des Universums
Der Pacific Venture Fund San Francisco existiert nur selbstreferentiell auf einer Wordpress-Seite von Boris Goldstein oder seinen Erschaffern. Eine andere Quelle nennt Pacific Venture Opportunity Fund als Namen. Dieser erscheint nur in diversen Listen, wo sich jeder ungeprüft eintragen lassen kann und hat keine eigene Webseite. Seine Firma namens Nanographene Filtertechnik hat es geschafft im Internet unsichtbar zu bleiben. Von seinem Buch zum Thema Wasser hat die Welt auch noch nichts gehört, dabei wäre es ein Leichtes gewesen, ein solches Buch wenigstens bei Amazon einzustellen. Bleiben also noch Boris und die 40 feinen Programmierer. Die dürften dann einen Betrag von mehreren Millionen pro Monat kosten und es bleibt die Zwischenfrage: Was haben die eigentlich vorher gemacht?
Das Watercoin-Whitepaper – Partner Milla Bakhareva
Angeblich eine “Erfahrene Gründerin mit einer nachgewiesenen Geschichte der Arbeit in der IT. Ausgebildet in Linked Data, SQL, Künstlicher Intelligenz, Semantic Web Technologien, Dapps-Architektur und Biz- Modellen. Starker Tech-Profi mit einem MSEE in Robotik und intelligenten Systemen von der Russia State University of Aerospace Technologies.” Aufmerksam erregte Sie in der Netzöffentlichkeit nicht, bis auf die Patentanmeldung für ein “Verfahren und System zur medizinischen Cannabinoid-Behandlung und Produktauswahl” im Jahre 2016 – Miterfinder war Boris Goldstein.
Das Watercoin-Whitepaper – Partner Gilles Koch
“Newtork in afrikanischen Staaten - verschiedene Wasserprojekte mit Beteiligung der Weltbank” steht da in den Papers. Das erste Wort soll wohl Network heißen. Gilles Koch Name taucht bei Recherchen nicht im Zusammenhang mit der Weltbank oder afrikanischen Wasserprojekten auf, aber dafür 2011 in der Offshore Leaks Database in Zusammenhang mit den Paradise Papers auf und zwar als Officer der maltesischen Win Advanced Systems Limited. Außerdem findet sich sein Name bei der Canopus Capital aus der Schweiz, auch da geht es nicht um Wasser, sondern um Öl.
Das Watercoin-Whitepaper – Partner Dmitri Bachmann
Laut Watercoin ein Branding & Marketing Markenberater, was in diesem Fall auch den Tatsachen entsprechen könnte, stand er doch zumindest bis vor einiger Zeit in Diensten der Facing AG aus Zürich, die in Beratung für Marken, Kommunikation und Design tätig ist. Auf dem Portal Xing fällt auf, dass er als aktuellen Arbeitgeber die Detail AG nennt, wo er wohl als Polygraf arbeitet, nicht aber Watercoin.
Das Watercoin-Whitepaper – Partner Sarah Thiele
Ihr vollständiger Name lautet Sarah Thiele-Nyffeler und sie war Kommunikationschefin der Poststellen und Verkauf bei der Schweizerischen Post. Genau wie Dmitri Bachmann, war sie eine Zeit lang ebenfalls bei der Facing AG tätig und ebenso verzichtet sie in ihrem Xing-Profil auf einen Hinweis zu Watercoin.
Das Watercoin-Whitepaper – Partner Dan Volevah
Einige werden sich jetzt denken, in dieser illustren Watercoin-Runde fehlt eigentlich nur noch ein Wassersommelier. Trara, da ist er. Das Whitepaper schreibt “Water-Somellier (er hat eine App erstellt, die über 700 verschiedene Arten von Trinkwasser analysiert und bewertet) Dan bringt für unseren Beirat einige Schwergewichte der Wasserwelt mit.” Eine App ist eine Anwendung, die etwas kann. Weshalb Dans App nicht grundsätzlich Wasser analysiert und bewertet ist leider nicht festzustellen, ebensowenig warum sie Sommelier falsch schreiben.
Das Watercoin-Whitepaper – Partner Andrey Verbitsky
Im Whitepaper wird er als ICO und Blockchain Token Architekt bezeichnet, sich selbst nennt er lieber geheimnisvoll “Alchemist of crypto” und ist wohl auch für die Unternehmen Curaizon (Drugs & Healthcare) und dApp Builder, das ist ein Blockchain Application Builder für Ethereum dApps, tätig. Nirgendwo, außer im Watercoin-Whitepaper taucht sein Name im Zusammenhang mit Watercoin auf.
Watercoin schmückt sich mit fremden Federn
Ziemlich großspurig wird auf der US-amerikanischen Seite digitalenergyenvironment(.)org von Watercoin auf ein erfolgreiches Pilotprojekt in Kenia verwiesen. Das Pilotprojekt in Narok ist jedoch längst abgeschlossen und wurde von der Japan International Corporation Agency (JICA) in Zusammenarbeit mit der Regierung Japans 8und Kenias mit drei Milliarden Kenianischer Schillinge gefördert, das entspricht etwa 26,68 Millionen Euro. Watercoin spielte bei diesem Projekt überhaupt keine Rolle.
Watercoin-Anleger sollten handeln
Hier ist es ganz offensichtlich, dass wir es nicht mit einem serösen Projekt zu tun zu haben. Das gesamte Projekt enthält nichts Plausibles, stattdessen bietet es Scheinlösungen für gar nicht existierende Probleme. Es ist nur eine Frage der Zeit bis die Finanzmarktaufsichten vor den Machenschaften der Watercoin-Initiatoren warnen. Wir können nur raten, die Finger von Watercoin zu lassen und eventuelle Zahlungen sofort zurückzufordern und einen Fachanwalt für Kapitalrecht hinzuzuziehen, um zu erörtern, wie die optimale Strategie gegen Watercoin und seine Vermittler aussehen sollte.
Watercoin-Anleger bekommen kostenlose Hilfe
Welche Erfahrungen haben Sie mit Watercoin gemacht? Wir möchten Ihnen helfen. Nutzen Sie dafür unseren besonderen Service. Wir bieten Ihnen an, eine kostenlose Ersteinschätzung Ihres Falles vornehmen zu lassen. Sie erfahren, ob Sie überhaupt Erfolgsaussichten haben und wenn ja, welche Kosten Ihnen gerichtlich beziehungsweise außergerichtlich entstehen würden.
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